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Alltagsgedanken

Februar 2021

 

„Unterlassene Hilfeleistung“…dieser Begriff fiel mir dieser Tage ein, als mir eine Bekannte eine Mail schickte. Sie berichtete, wie sie enttäuscht wird von Menschen, die eigentlich „Freundinnen“ sein wollen aber so wenig Nähe und Trost in ganz großer Not geben.
Nein – wir können nicht alles mit „Corona“ entschuldigen! Gerade in solchen Zeiten wie diesen ist es angesagt, ein „Ohr“ für einander zu haben. Natürlich – man muss es schon wollen. In den vergangenen Monaten hat es sich gezeigt, dass man kreativ werden kann. Dass trotz der großen Einschränkungen schon lange geplante Geburtstage, Hochzeiten innerhalb von wenigen Tagen neu aufgestellt werden, dass aus Plan A Plan B wurde und in meinem Fall (70.Geburtstag) sogar Plan C. Es war möglich, trotz allem im Sommer in Urlaub zu fahren – mit Maske und Hygienekonzept- es war möglich, ein Cafe zu eröffnen; eine geplante Jungscharfreizeit komplett auf Jungschartage umzustellen. Und sogar ein geplantes Musical als Film zu drehen und so Weihnachten zu einem „neuen Erlebnis“ werden zu lassen.
Ja, wir können wenn wir wollen! Mit Abstand, wenn nötig mit Maske, per Mail, Brief oder Telefon.
Deshalb kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass wir unser ganzes Wissen und alle bisherigen Glaubenserfahren und Einsichten nicht auch in Coronazeiten umsetzen können. Für einander da-sein ist ein MUSS. Wegducken gilt nicht.
Es muss uns allen die Frage unter den Nägeln brennen: WIE WÜRDE JESUS JETZT HANDELN?
Das sollte uns leiten.

Ich kann mir leider die Frage am Beginn des neuen Jahres nicht ersparen: Wo bin ich in den vergangenen Monaten an jemand schuldig geworden der mich gebraucht hätte? Wo habe ich nichts getan wo ich etwas hätte tun können? Wo war ich nicht offen genug für kreative Ideen um anderen Nähe, Trost oder Hilfe zu geben?

Wenn wir z.B. bei einem Unfall – ein Mensch ist in Not – nicht helfen, steht das unter Strafe. Es gibt einen Paragraphen, der uns verpflichtet, zu helfen.
In der Bibel gibt es X-Stellen, die aufzeigen, was der Wille Gottes ist. Wo ganz klar steht, wo wir wem wann helfen können und sollen.
Auch hier ist das Fehlen solcher Hilfe Unterlassene Hilfeleistung.
Es fängt damit an, dass wir in Verbindung sind. So erfahren wir etwas von einander. Und so wächst auch Vertrauen, dass sich Menschen in Nöten oder mit Sorgen einander anvertrauen.

Seit Jahrzehnten habe ich in meinem Ordner einen Text von Lothar Zenetti. Der verhilft meiner Vergesslichkeit oder dem Impuls zu verdrängen oder zu entschuldigen auf die Sprünge.
Wer möchte, kann gern den unten angefügten Worten folgen.

Evi Oberacker

 

G e w i s s e n s f o r s c h u n g

 

Ich habe den Finger auf die Wunde gelegt
Ich habe den Finger nicht auf die Wunde gelegt

 

Ich habe andere mit Worten abgespeist
ich habe andere nicht mit Worten gespeist

 

Ich war nicht traurig mit den Traurigen
Ich war nicht fröhlich mit den Fröhlichen

 

Ich habe nicht das Richtige getan
Ich habe das Richtige nicht getan

 

Ich habe nicht das Äußerste getan
Ich habe nicht das Innerste getan

 

Ich habe nicht getan was ich tun konnte
Ich habe getan, was ich nicht tun konnte

 

Ich bin zu weit gegangen
Ich bin nicht weit genug gegangen

 

Ich bin nicht in mich gegangen
Ich bin nicht in alle Welt gegangen

 

Ich habe den Lebenden unter den Toten gesucht
Ich habe keine Berge versetzt

 

Lothar Zenetti